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Wie analysieren wir unsere Wirkung?

Wie ihr als Sozialunternehmen Wirkungsanalyse nutzen könnt, um euren sozial-ökologischen Mehrwert zu definieren, zu messen und zu kommunizieren.

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Als Wirkungen werden positive Veränderungen bezeichnet, die ein Sozialunternehmen, ein Projekt oder eine Initiative bei ihren Zielgruppen, deren Umfeld oder in der Gesellschaft erreichen. Wirkungsanalyse basiert auf der Idee, den gesellschaftlichen Mehrwert klar zu definieren und messbare Kriterien festzulegen, die Aufschluss über die Erreichung dieser Wirkung geben.

Auf dieser Seite zeigen wir auf, welchen Nutzen Wirkungsanalyse für Sozialunternehmen hat – nicht zuletzt für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Kommunen – und stellen verschiedene Herangehensweisen an Wirkungsanalyse sowie Einsatzmöglichkeiten vor.

 

Welchen Mehrwert hat Wirkunganalyse?

Wirkungsanalyse kann euch und euren Stakeholder:innen in verschiedenen Bereichen wichtige Nutzen bringen.

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Im Herzen aller sozialunternehmerischen Aktivitäten steht die Steuerung der Organisation anhand von Wirkungskennzahlen. Das heißt, dass ihr Wirkungsziele festlegt und Aktivitäten definiert, mit denen sie erreicht werden sollen, ihren Erfolg überprüft und entsprechend nachsteuert, wenn ihr eine Diskrepanz feststellt. Ein Sozialunternehmen kann so lernen, ob die Wirkungsziele mit den aktuellen Aktivitäten erreicht werden (können).

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Basierend auf der wirkungsorientierten Steuerung könnt ihr euer Sozialunternehmen strategisch um die Wirkung herum aufbauen. Ihr entwickelt Ziele und Aktivitäten, optimiert Prozesse so, dass sie wirkungsorientiert ablaufen und stellt die richtigen Mitarbeitenden ein. Wird die Wirkung mit den aktuellen Aktivitäten nicht erreicht, kann das eine Veränderung der Strategie oder des gesamten Geschäftsmodells zur Folge haben.

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Gutes tun und darüber sprechen – Die Außenkommunikation und Öffentlichkeitsarbeit kommt oft als erstes in den Sinn, wenn es um Wirkungsanalyse geht. Klare Wirkungsziele zu haben und darüber Aufschluss geben zu können, inwiefern ihr diese tatsächlich erreicht, hilft euch dabei, bei potenziellen Kund:innen, Partner:innen und Geldgeber:innen Interesse zu wecken und Vertrauen aufzubauen. Eine gute Außendarstellung der Wirkungsziele kann außerdem dem Aufbau einer Marke und der Abgrenzung von anderen Wettbewerber:innen in einem Markt dienen.

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Wirkungsanalyse kann euch helfen, Zugang zu verschiedenen Finanzierungsoptionen für Unternehmen oder Projekt zu bekommen. Bei der Bewerbung auf Fördermittel wird die Aufstellung einer Wirkungslogik gern gesehen, teilweise auch gefordert. Auch wenn ihr euch für Impact Investing interessiert, also für werteorientierte Investments in euer Sozialunternehmen, werdet ihr möglicherweise nach Wirkungsmessung und Nachhaltigkeitsbewertung gefragt. Und bei der Bewerbung auf öffentliche Aufträge kann Wirkungsanalyse helfen, ein vertrauensvollen Verhältnis zu den Auftragsvergebenden aufzubauen und den Mehrwert der eigenen Arbeit darzustellen. Prinzipiell kann sie sogar in öffentlichen Ausschreibungen in die Leistungsbeschreibung mit aufgenommen werden.

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Eure Wirkungsanalyse kann euch helfen, eure Kooperationen, Vertriebskanäle und Lieferant:innenbeziehungen strategisch auf eure Wirkungsziele auszurichten. Ob bei der Zusammenarbeit mit den richtigen Multiplikator:innen oder dem Aufbau wirkungsorientierter Wertschöpfungsketten ist es wichtig, auf geteilte sozial-ökologische Werte zu achten. Dies stellt oft die Grundlage dafür dar, das Geschäftsmodell in die Breite (viele Menschen werden erreicht) oder Tiefe (mit dem Ziel einer größeren Wirkung für die Zielgruppen) zu skalieren.

 

„Man kann sich nur dann erfolgreich für Menschen, das Klima oder Tiere in Not engagieren, wenn man weiß, worin das Ziel genau besteht und wie man dieses Ziel am besten erreicht.“

PHINEO über die Bedeutung von Wirkungsmessung

Ansatz 1

IOOI-Wirkungslogik

Die im deutschsprachigen Raum am weitesten verbreitete Herangehensweise an Wirkungsanalyse wurde maßgeblich von PHINEO geprägt. Sie hilft dabei, eine Wirkungslogik (auch: Theory of Change) zu entwickeln, die die organisationalen Aktivitäten leitet und Wirkungen messbar macht. Zu ihrer Erstellung wird sich an den zentralen Elementen von Wirkung Input-Output-Outcome-Impact (IOOI) orientiert.

  • Impact steht für den Mehrwert, der mit den eigenen Aktivitäten auf gesellschaftlicher Ebene erreicht werden soll.
  • Outcome steht für den Mehrwert, der auf Ebene der Zielgruppe erreicht werden soll. Er wird in der Regel erreicht bevor ein Effekt auf gesellschaftlicher Ebene denkbar ist.
  • Outputs sind die Leistungen, die durch die eigenen Aktivitäten für die Zielgruppe erbracht werden.
  • Inputs sind die nötigen Ressourcen, die dafür investiert werden müssen.

Die IOOI-Logik zählt zu den Inside-Out-Herangehensweisen an Wirkungsanalyse, das heißt, dass eine Wirkungslogik vom Sozialunternehmen selbst aus einer persönlichen Motivation und eigenen Wirkungszielen heraus entwickelt und nach außen getragen wird.

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Wann ist dieser Ansatz für mich geeignet & wie arbeite ich damit?

  • Mit der IOOI-Vorgehensweise könnt ihr eure ganz individuelle Wirkungslogik spezifizieren und Kriterien für die Wirkungsmessung ableiten. Dies bedarf ein wenig Arbeit aber führt zu passgenauen Ergebnissen.
  • Das Vorgehen hat einen guten Ruf und während der Erstellung kann das eigene Geschäftsmodell und seine Passung zur Wirkungslogik reflektiert werden.
  • Wenn Siegel oder Zertifikate für euch wichtig sind, solltet ihr euch (zusätzlich) Ansätze wie die Gemeinwohl-Bilanzierung anschauen.
  • In den weiterführenden Links sind Vorlagen zum Erstellen einer Wirkungslogik hinterlegt, ein gutes Beispiel des Sozialunternehmens Acker e.V., sowie weitere Ressourcen zum Thema.
  • Der Social Reporting Standard (SRS) bietet eine Vorlage, um basierend auf einer IOOI-Wirkungslogik Jahresberichte zu erstellen. Eine entsprechende Verlinkung findest du in den weiterführenden Links.

Übersicht der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele mit Logos auf Englisch
Ansatz 2

Sustainable Development Goals

Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) sind eine international anerkannte Agenda mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, Frieden und Wohlstand weltweit. Sie stellen damit die wahrscheinlich bekannteste Möglichkeit dar, Wirkung zu systematisieren und gehören zu den Outside-In-Herangehensweisen an Wirkungsanalyse.

Bei diesen Ansätzen wird die gesellschaftliche Mission durch bestehende Systematiken, Raster oder Zertifikate beschrieben. Diese werden genutzt, um die eigene Wirkung herzuleiten, zu systematisieren und nach außen zu kommunizieren.

Wann ist dieser Ansatz für mich geeignet & wie arbeite ich damit?

  • Die SDGs sind sehr bekannt und sorgen für einen hohen Wiedererkennungswert.
  • Die Wirkungsziele wurden mit konkreten Indikatoren formuliert, die einfach übernommen werden können.
  • Die Einordnung in eine internationale Klassifikation vereinfacht das gemeinsame aktiv werden mit anderen Akteur:innen und sorgt für eine gute Datenlage zum Thema.
  • Obwohl die SDGs ein breites Spektrum an gesellschaftlichen Herausforderungen abdecken, finden sich nicht alle Sozialunternehmen in den vorhandenen Kategorien und ihren Indikatoren wieder.
  • Die SDGs spezifizieren nicht, wie ein Sozialunternehmen zu seiner Wirkung kommt (Wirkungslogik)

Ansatz 3

Gemeinwohl - Bilanz

Die Gemeinwohl-Bilanz ist eine vor allem im deutschsprachen Raum verbreitete Systematik, mit der ihr euer (Sozial-)Unternehmen im Hinblick auf zentrale Gemeinwohl-Themen hin bewerten könnt. Die Einschätzung passiert durch die Beantwortung von Fragen im Hinblick auf vier grundlegende Werte, für die gemeinhin angenommen wird, dass sie das Gelingen von Beziehungen sowie ein gutes Leben fördern: Menschenwürde, Solidarität & Gerechtigkeit,Ökologische Nachhaltigkeit,Transparenz & Mitentscheidung.

Matrix zur Durchführung der Gemeinwohl-Bilanzierung

Diese Werte werden in der sogenannten Gemeinwohl-Matrix mit fünf wichtigen Berührungsgruppen gekreuzt, mit denen Organisationen meist in Kontakt stehen. So entstehen 20 Felder, in denen sich eine Organisation während der Bilanz-Erstellung jeweils auf einer Skala verorten. Die Gemeinwohl-Bilanz ist wie die SDGs eine Outside-In-Herangehensweise, es wird also eine bestehende Systematik genutzt, um die eigene Wirkung einzuordnen.

Wann ist dieser Ansatz für mich geeignet & wie arbeite ich damit?

  • Die Gemeinwohl-Bilanz ermöglicht eine detaillierte, gut angeleitete Analyse des Zustands der eigenen Organisation hinsichtlich Gemeinwohl-Werte.
  • Der Prozess der Bilanz-Erstellung ermöglicht eine Reflexion über Werte und die aktuelle Situation in der Organisation und unterstützt somit eine werteorientierte Weiterentwicklung.
  • Der selbst erstellte Gemeinwohl-Bericht wird extern geprüft, sodass Qualität und Vergleichbarkeit sichergestellt werden (Gemeinwohl-Audit oder Peer Evaluierung).
  • Die Gemeinwohl-Bilanz steht als Vollbilanz und Kompaktbilanz zur Verfügung. Das genaue Vorgehen wird in einem kostenlosen Arbeitsbuch beschrieben, zudem liegen eine Berichtsvorlage und ein Bilanz-Rechner vor (siehe weiterführende Links).
  • Die Gemeinwohl-Bilanz spezifiziert nicht, wie ein Sozialunternehmen zu seiner Wirkung kommt (Wirkungslogik).
  • Der Ansatz ist besonders im deutschsprachigen Raum verbreitet. Wenn ihr mit eurer Organisation eher auf internationaler Ebene aktiv seid oder sein wollt, könnte eine B-Corp-Zertifizierung für euch interessant sein (siehe weiterführende Links).

Diese Webseite ist ein Projekt von Social Impact

Seit 30 Jahren entwickeln wir Infrastrukturen und Projekte zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen, verbreiten unsere Expertise und bilden starke Netzwerke. Als Motor systemischer Veränderung schaffen wir Innovationen für eine gerechte und zukunftsfähige Gesellschaft von morgen.

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Partner und Förderung

Der Impulsgeber Vergabe ist Teil des „Modellprojekts zur Verbesserung des Gründerökosystems für Sozialunternehmen in Brandenburg“. Hier entwickeln wir Lösungsansätze und Ideen, mit dem Ziel, die Gründungsinfrastruktur für Sozialunternehmer:innen im ländlichen Brandenburg zu verbessern. Auf diese Weise wollen wir einen Beitrag leisten, sozial-ökologische Herausforderungen in Brandenburg zu adressieren.

Gefördert durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Brandenburg.